Interview mit Monika Martin

Bitte fest die Daumen halten …

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Interview mit Monika Martin vom 10. März 2004 im Gasthof Strauß (Pessenhausen), vor ihrer Abreise zur Europameisterschaft nach Györ in Ungarn.

Monika Martin, 21 Jahre jung, hübsch, Sternzeichen „Steinbock“, von Beruf Kranken-schwester, begeisterte Schützin, hat in ihren jungen Jahren schon viele sportliche Erfolge erzielt. So errang die aktuelle Rotter Schützenkönigin z. B. die Deutsche Meisterschaft in den Jahren 1999/2002 mit der Luftpistole und wurde beste Deutsche in Ihrer Disziplin bei der Europameisterschaft 2003 in Schweden. Nun nimmt Monika Martin erneut an den Europameisterschaften, diesmal in Ungarn, teil. Schützenmeisterin Centa Glöckler und Schriftführer Franz Blank nutzten noch vor Ihrer Abreise die Gelegenheit, stellvertretend für viele Rotter Hubertusschützen, ihren „Superstar“ Monika Martin zu einem Gespräch zu bitten:

Hubertus: Welcher Erfolg hat dir bisher am meisten bedeutet?
Monika Martin: Das war die Europameisterschaft im Göteborg. Dort habe ich es geschafft, mein bestes offizielles Wettkampfergebnis des Jahres – 380 Ringe – genau zum richtigen Zeitpunkt abzurufen. Sicherlich war der Titel der Deutschen Meisterschaft super, aber der 14. Platz im Einzelwettbewerb und der 11. Platz im Mannschaftswettbewerb musste ich mir härter „verdienen“.

Hubertus: So ein Erfolg kommt nicht über Nacht. Welche Personen spielten dabei eine besondere Rolle?
Monika Martin: Natürlich meine Eltern, die mich eigentlich zum Schießsport brachten. Solange ich noch nicht selber fahren konnte, war ihre Unterstützung vor allem bei der vielen Fahrerei zum Training und den Wettkämpfen für mich wichtig. Jetzt tut es gut zu wissen, dass meine Mama mein größter Fan ist. Ohne meine Trainer wäre mein Erfolg auch nicht möglich gewesen. Froh bin ich, dass mein Freund Thomas selbst auch gut schießt. Wir haben Verständnis füreinander und können uns somit gegenseitig aus unseren „Tiefs“ ziehen.

Hubertus: Monika, du hast ein bezauberndes Lächeln und bist immer gut gelaunt. Glaubst du, dass eine positive Lebenseinstellung zu deinem Erfolg beiträgt?
Monika Martin: Manche behaupten das Gegenteil, da der Schütze Ruhe benötigt. Meinen Optimismus brauche ich in jedem Fall. Außerdem, wenn man freundlich auf die Leute zugeht, hat man mehr Freunde, fühlt sich wohl und hat dann an allem einfach mehr Spaß.

Hubertus: Wie hältst du dich fit, wie ernährst du dich?
Monika Martin: Ich gehe regelmäßig in den Kraftraum, zum Laufen und Schwimmen. Gymnastik benötige ich um vor allem meine Bauch- und Rückenmuskulatur zu stärken. Ich esse kein Fleisch, viel Salat und Frischkost. Meine Ernährung spielt für den Schießsport eigentlich nur insoweit eine Rolle, dass Gesundheit und Wohlbefinden immer die Grundlage für Erfolg ist.

Hubertus: Bleibt dir neben deinem Beruf als Krankenschwester, dem Schießsport und deinem Freund noch Zeit für dich selbst und eventuell noch für andere Hobbys?
Monika Martin: Eigentlich nicht. Mein Freund stellte fest, dass ich immer in Bewegung sein muss um allen gerecht zu werden und meinte, etwas mehr Ruhe könnte ich bestimmt vertragen. Andere Hobbys haben höchstens im Urlaub eine Chance. Auch gute Freundinnen müssen Zeiteinbußen in Kauf nehmen. Die viele Pendlerei zwischen München, Regensburg und Rott nimmt auch viel Zeit in Anspruch. Vielleicht wird es nach der EM besser.

Hubertus: Als Krankenschwester und auch so zeigst du Gefühle im Umgang mit deinen Mitmenschen. Wie schaffst du es beim Wettkampf deinen Puls unter Kontrolle zu bringen?
Monika Martin: Ich habe Glück, dass ich jemand bin, der sich nicht leicht aufregt. Das habe ich von meinem Papa geerbt. Dafür lasse ich mich aber leicht ablenken, was eher ein Problem ist. Mit mentaler Vorbereitung lässt sich freilich noch einiges ausgleichen.

Hubertus: Was ist dein Erfolgsrezept, ist dein Rat für Nachwuchsschützen?
Monika Martin: Unbedingt dran bleiben – von nichts kommt nichts! Für die Psyche ist es wichtig, sich auch eine geplante Auszeit zu gönnen. In jedem Fall soll ein Schütze mit Leib und Seele bei der Sache sein. Die „Kräfte“ weit möglichst so einteilen, dass das Leistungshoch auf den Wettkampf fällt.

Hubertus: Seit 2002 schießt du für „Dynamit-Fürth“ in der Bundesliga. Wie gefällt dir der noch relative junge Wettbewerb?
Monika Martin: Super! Am besten gefällt mir der Duell-Wettbewerb, wo jeder der fünf Mannschaftsteilnehmer seinen persönlichen “Gegner” hat. Die Kulisse mit Cheerleadern und lautstarken Fans schaffen ebenfalls Atmosphäre. Eine weitere Anspannung entsteht dadurch, dass die 40 Schuss in 50 Minuten statt der normalen 75 Minuten absolviert werden müssen. Durch die nur sechs Einsätze pro Jahr, lassen sich die weiten Strecken, die zurückzulegen sind, gut verschmerzen.

Hubertus: In Deutschland bist du ganz vorne mit dabei. Wie ist es so, zum Bundeskader dazu zugehören?
Monika Martin: In der Nationalmannschaft dabei zu sein ist ein gutes Gefühl. Betreuer arbeiten mit uns und gehen gezielt auf unser Leistungsniveau ein. So macht es Freude, sich mal richtig zu „quälen“. Es ist schon manchmal irre, wie viel Leute um einen „herumspringen“. Wir haben sogar einen „Stützpunkt“ unter dem Olympiastadion in München mit einer Vielzahl von Möglichkeiten, um für die Fitness etwas zu tun. Insgesamt sind wir eine „tolle Truppe“ – mehr Kollegen als Konkurrenten. Unsere wenigen Sponsoren sorgen dafür, dass die Ausgaben für die Waffen und das „Drumherum“ niedrig bleiben.

Hubertus: Trotz deiner Erfolge hast du uns Rotter Hubertusschützen nicht vergessen und gibst mittlerweile sogar uns Schießunterricht. Was hält dich in Rott?
Monika Martin: Hmm – der Gerg Alois, … Das ist eine Gefühlsangelegenheit. In Rott bin ich aufgewachsen und verwurzelt. Die Meisterschaften schieße ich nach wie vor für Rott, das ist Ehrensache!

Hubertus: Welche Ziele hast du noch in Deinem Leben?
Monika Martin: Olympia! Rein theoretisch wäre es heuer möglich. Praktisch nicht, dann wären ja diejenigen „blöd“, die schon vier Jahre gezielt dafür trainieren. In den Olympiakader kommt man nur über ein kompliziertes Auswahlverfahren mit Quotenregelung. Das regelmäßige Limit dürfte heuer um die 383 Ringe liegen, um sich Chancen auszurechnen zu können. Meine persönliche Bestleistung waren bisher 384 Ringe.

Hubertus: Bei der letzten Europameisterschaft in Schweden hast du bereits erfolgreich teilgenommen. Helfen dir die dort gemachten Erfahrungen auch für Ungarn?
Monika Martin: Ja. Jetzt weiß ich wie das so abläuft und muss nicht mehr so viele Fragen stellen. Das beruhigt und ich kann mich mehr auf den Wettkampf selbst konzentrieren.

Hubertus: Welche Erfolgschancen rechnest du dir für die Europameisterschaft in Ungarn aus?
Monika Martin: Ich hoffe auf eine Mannschafts-Medaille. Im Einzelwettbewerb – ja mei … – ich kämpfe in jedem Fall um jeden Ring. Wenn alles auf meiner Seite ist, wäre bestenfalls das Finale, also ein Platz unter den ersten acht drin.

Hubertus: Wann dürfen wir dir die Daumen halten?
Monika Martin: Am Freitag, dem 26. März um 13 Uhr ist es so weit. Es wäre schön, wenn mir möglichst viele die Daumen halten können. Es hilft mir ungemein und gibt mir Kraft.

Monika, wir danken dir für das Gespräch und wünschen dir für Ungarn und auch sonst alles Gute. Bleib so wie du bist!